Abstrakte Zeichen im Raum

Friedhelm Mennekes

Die Kunst von Ludwig Maria Vongries hat für mich die Eigenschaft, dass sie nicht nur sich selbst präsentiert, sondern dass sie auch anderes entdecken lässt, das der normale Zeitgenosse nicht mehr sieht, bzw. nicht mehr zu sehen gelernt hat. Es ist ein Sehen aus dem Kontrast, ein dialektisches Begreifen, das erst im Erfassen einer kunstbegeisterten Zweiheit zur Wahrnehmung der jeweiligen Einheit freigesetzt wird.

Die relative Leichtigkeit des Holzes und die Schwere von Eisen und Stahl entsprechen als Material der Selbstverständlichkeit, mit der sich die Arbeiten schließlich an einem Ort einfinden. Die abstrakte ‚Sprache‘ der Komposition korrespondiert mit der vielgliedrigen, mit ihrer Umgebung kommunizierenden Vernetzungen und Verortungen ihrer Positionen. Das Ergebnis ist dann für sehr viele Menschen nie anstößig, wohl aber anstoßend: Die Arbeiten ziehen eine gewisse Aufmerksamkeit auf sich, lenken aber dann durch die Klarheit ihrer Form und ihrer Weise zu sein, den Blick auf das Umfeld und vermitteln die verblüffende Erfahrung, einen bestimmten Raum auf eine ganz neue Weise wahrzunehmen. Sie entschlüsseln den Blick. Sie sind – obwohl ganz und gar gegenständliche Skulptur – Tore zur Wahrnehmung. Das schätze ich an ihnen vor allem.

mehr

Geometrie und Natur – Freiheit und Ordnung

Prof. Dr.Thomas Sternberg

An landschaftlich reizvoller Stelle der münsterländischen „Baumberge“ liegt die um 1900 gestiftete und erbaute Abtei Gerleve. In dem ausgedehnten Parkgelände, das harmonisch Landschaft und Architektur ineinander übergehen lässt, realisiert der Künstler Ludwig Maria Vongries von Herbst 2016 bis Herbst 2017 vier seiner markanten, großen Skulpturen aus Stahl und Holz. In der Kunst ist Stahl durch die Skulpturen Richard Serras und Eduardo Chilidas besondersbekannt geworden. Es ist ein sprödes, strenges Material, das sein Gewicht, seine Härte und auch seinen Entstehungsprozess aus Feuer und Erz geradezu körperlich erfahrbar werden lässt. Die genannten Künstler haben gezeigt, wie harmonisch die Einbettung ihrer strengen, manchmal minimalistischen, vollkommen abstrakten Objekte in Landschaft, Natur undArchitektur gelingt.

mehr

Von der Kraft der Gegensätze

Dr. Annette Georgi, Münster

Unverrückbar und groß stehen sie vor uns. Sie stellen sich uns souverän entgegen, fordern uns heraus und werfen uns auf uns selbst zurück. Wie kommt es, dass wir die Arbeiten von Ludwig Maria Vongries als ernst zu nehmendes Gegenüber wahrnehmen und uns auf einen Dialog einlassen? Vor allem ist es das gelungene Zusammenwirken der Faktoren Dimension, Material, Komposition und Raum.

mehr

Eros und Thanatos

Dr. Josef Kern, Würzburg

Als Student der Theologie, Philosophie und Germanistik begegnete Ludwig Maria Vongries in den frühen 1980er Jahren im Würzburger Priesterseminar drei außergewöhnlichen Künstlerpersönlichkeiten, die bis heute für die eigene Kreativität ausschlaggebend werden sollten: Robert Höfling, das „enfant terrible“ der unterfränkischen Kunstgeschichte, den Wiener Ernst Fuchs, Protagonist des Phantastischen Realismus, sowie den Bildhauer und Grafiker Alfred Hrdlicka.

mehr