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Höflings dialektisches Verständnis von Eros und Thanatos, Sexualität und Tod prägt das bildhauerische Schaffen Ludwig Maria Vongries‘ bis heute. Alfred Hrdlicka beeindruckte Vongries mit seiner Darstellung physischer Gewalt, von verdrehten Körpern und der unglaublichen Wucht und dem Schmerz im Ausdruck. 1974 schuf Hrdlicka den 53-teiligen Radierzyklus „Wie ein Totentanz“ zum Attentatsversuch auf Hitler 1944. Die Fleischerhaken der Hinrichtungsstätte Plötzensee in diesen Bildern sind Vongries bis heute im Gedächtnis geblieben und haben Einfluss auf seine Gestaltung.

Anders als diese Vorbilder arbeitet Vongries abstrakt. In seinen längs halbierten Baumstämmen lassen sich menschliche Körper nur erahnen: Sie stehen sich gegenüber, wenden sich voneinander ab, ergänzen sich oder bilden einen spannungsgeladenen Zwischenraum. Dazu kommt der Stahl. Er hält und durchstößt das Holz - oder wird vom Holz durchstoßen. Stahl und Holz als materielle und formale Gegensätze, die sich aber bedingen, einander brauchen, einander ausgeliefert sind. Vongries interessiert die Strenge und die Einfachheit der Form. In der Beschränktheit der Materialien und der Formen zu variieren sieht er die größte Herausforderung.

Anregungen holt sich Vongries weiter aus der Kunstgeschichte sowie von Künstlern der Gegenwart: In diesem Zusammenhang nennt er Constantin Brancusis „Unendliche Säule“, Arnulf Rainer, der von sich selbst sagt, dass er vom Kreuz nicht mehr loskomme, Richard Serra, der mit seiner Schwere die Leichtigkeit erfindet, den Briten David Nash, der mit sehr einfachen Holzskulpturen neue Welten erschafft und nicht zuletzt Joseph Beuys, der in jedes Kunstwerk einen heiligen Kern gesetzt hat.

Dr. Josef Kern