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Ludwig Maria Vongries verbindet die grundlegend verschiedenen Werkstoffe Stahl und Eichenholz zu großen spannungsreichen Kompositionen. Es findet ein Dialog der Werkstoffe statt, dem der Betrachter nachspüren kann. Dabei wird er feststellen, dass die Funktion der einzelnen Materialien innerhalb der Komposition klar definiert ist. Rein formal ist die “Rollenverteilung“ eindeutig, wobei die Ausgewogenheit der Komposition durch die spezifische gegenseitige Bezugnahme erreicht wird. Beide Aspekte bedingen sich gegenseitig und wirken in ihrer schlüssigen Zusammenstellung nur gemeinsam. Ob es ein Durchdringen, Verletzen oder Halten ist, immer sind es beide Materialien, die in ihrer Abhängigkeit voneinander die Klarheit des Werkes verantworten. Durch ihre klare formale Verdichtung sind die Arbeiten von einer Allgemeingültigkeit, die das Wesen eines jeden offenen Betrachters ansprechen, ihn herausfordern und hinterfragen.

Obwohl die verwendeten Materialien für Kontinuität und Verlässlichkeit stehen, findet mit der Zeit eine Veränderung statt. Die Oberfläche wandelt sich durch den Einfluss der Witterung. Hierbei wird das Holz tendenziell grauer und nähert sich somit der Farbigkeit des Metalls an, das Metall hingegen bekommt ein bräunliches Kolorit, das an die Farbigkeit des Holzes denken lässt. Auch dieser Aspekt: der Dialog des Werkes mit der Zeit, mag Anlass sein, Interpretationen zu wagen.

Die größte Variable im Beziehungsgeflecht der Vongries’schen Arbeiten ist jedoch der mit ihm konfrontierte Mensch. Jeder wird die Klarheit und Sicherheit der Arbeiten spüren, ihre Stabilität hinsichtlich Komposition und Inhalt. Jeder offene Betrachter mag in eine Kommunikation einsteigen und ahnen, dass es hier um etwas Grundlegendes und Existenzielles geht. Die Werke machen ein Angebot, das durchaus zu einer kritischen Hinterfragung des Selbst führen kann – aber nicht muss. Wer sich einlässt, kann sich sicher sein, gehalten zu werden, bieten uns die Arbeiten doch die kompromisslose Verbindlichkeit, die wir brauchen, um uns den wichtigen Fragen des Lebens zu stellen. Sie sind ausgewogen, verlässlich und stark und können uns ein durchaus qualifizierter Gesprächspartner sein.

Dr. Annette Georgi